Liebe Patientinnen, heute möchte ich über ein Thema schreiben, dass nicht in den Bereich der ästhetischen Medizin fällt, das mir jedoch persönlich ganz besonders am Herzen liegt – Brustkrebs. Oktober ist Breast Cancer Awareness Month. Es geht darum, das Bewusstsein für Brustkrebs in der Bevölkerung zu stärken und Frauen über diese Erkrankung zu informieren. Natürlich wollte ich ursprünglich diesen Beitrag Anfang Oktober schreiben und ins Netz stellen, aber wie üblich, habe ich es nicht rechtzeitig geschafft… Deswegen kommt er jetzt in den aller letzen Oktobertagen online.
Viele von Ihnen, die mich schon länger und etwas besser kennen, wissen, dass ich neben meiner Tätigkeit in meiner Ordination in Baden auch als Fachärztin für Radiologie in einem der größten Wiener Gemeindespitäler tätig bin. Hier ist eines meiner Spezialgebiete die Frühdiagnostik und Diagnosesicherung von Brustkrebs einerseits, und die radiologische Nachbetreuung von Patientinnen während und nach einer Brustkrebstherapie andererseits.
Brustkrebs, auch Mamma-Karzinom genannt, ist die häufigste Krebserkrankung der Frau in den Industrienationen. In Österreich werden jährlich etwa 5000 Frauen erstmalig mit dieser Diagnose konfrontiert.
Wie entsteht Brustkrebs und warum ist Früherkennung wichtig?
Bis eine Zelle in der Brust zu einer Krebszelle wird, müssen im Körper eine Vielzahl von Schritten passieren, beziehungsweise mehrere Schädigungen zusammenwirkten, die zum Teil erworben werden (also von außen auf den Körper einwirken) und zum Teil vererbt worden sind. Das ist ein Prozess, der in der Regel mehrere Jahre in Anspruch nimmt.
Regelmäßige Screening Untersuchungen ermöglichen es, etwaige bösartige Veränderungen im Idealfall in einem sehr frühen Stadium zu erkennen. Dadurch können rasch geeignete Therapien eingeleitet werden und in den meisten Fällen die Patientin zum Glück geheilt werden. Je später ein Mamma Karzinom entdeckt wird, umso invasivere Therapien sind in der Regel notwendig.
Welche Risikofaktoren gibt es für Brustkrebs?
- Genetische Ursachen: Bekannt sind insbesondere zwei Brustkrebs Gene, das BRCA-1 und das BRCA-2. Wenn eine Frau eines dieser Gene in sich trägt, hat sie ein deutlich höheres Risiko, im Laufe ihres Lebens an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken. Wenn eine Patientin Genträgerin ist, werden häufigere Screening Untersuchungen empfohlen.
- Das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, steigt mit zunehmendem Lebensalter. Das Durchschnittsalter bei der Erstdiagnose liegt um die 60 Jahre, allerdings ist gerade Brustkrebs eine Krebserkrankung, die auch jüngere Frauen betreffen kann.
- Hormonelle Einflüsse: Eine frühe erste Regelblutung, eine späte Menopause oder eine Hormonersatztherapie sind weitere bekannte Risikofaktoren. Auch die Anzahl der Schwangerschaften und die Dauer der Stillperioden haben einen Einfluss – je mehr Kinder eine Frau ausgetragen hat und je länger sie stillt, desto geringer ist statistisch gesehen ihr Risiko.
- Allgemeine Gesundheit: Generell lässt sich sagen, dass Faktoren, die die Gesundheit allgemein negativ beeinflussen, wie Rauchen, Übergewicht, wenig Bewegung auch das Risiko für Brustkrebs erhöhen.
- Strahlentherapie: Frauen, die wegen anderen Erkrankungen (zum Beispiel Lymphom) bereits eine Bestrahlung im Brustbereich erhalten haben, haben ein erhöhtes Risiko.
- Familiäre Häufung von Brust- und Eierstockkrebs bei blutsverwandten Angehörigen.
Können auch Männer Brustkrebs bekommen?
Ja, in seltenen Fällten, ungefähr 1%, tritt Brustkrebs auch bei Männern auf. Deswegen ist es auch bei Männern äußerst wichtig, sich untersuchen zu lassen, sollte man irgendwelche Veränderungen der Brust (Knoten, Asymmetrien) bemerken.
Ist jeder Knoten in der Brust böse?
Nein, zum Glück nicht. In Wirklichkeit handelt es sich bei der Mehrzahl der tastbaren Veränderungen in der Brust Gott sei Dank um gutartige Dinge. Am häufigsten sind dabei Zysten oder Fibroadenome.
Trotzdem sollte jeder neu aufgetretene Tastbefund in der Brust umgehend untersucht und abgeklärt werden, auch wenn die letzte Mammographie als unauffällig befundet wurde.
Was sind mögliche Frühzeichen von Brustkrebs?
- Neu aufgetretene Verhärtungen oder Knoten in der Brust
- Schwellungen in der Achselhöhle, unterhalb des Schlüsselbeins oder neben dem Brustbein
- Bisher nicht bestehende Unterschiede in der Form oder Größe der Brüste
- Veränderungen der Brustwarze, wie etwa neu aufgetretene Einziehungen oder schlecht heilende Wunden dort
- Sekretion aus der Brustwarze
- Neu aufgetretene Veränderungen der Haut wie Rötung, Entzündung, neu aufgetretene Einziehung oder Dellen oder Vergrößerung der Poren.
Alle diese Veränderungen sollten umgehend beim Arzt abgeklärt werden.
Wie kann ich vorsorgen?
In Österreich werden alle Frauen zwischen 45 und 69 automatisch alle zwei Jahre zu einer Screening Mammographie eingeladen. Auf Wunsch kann man sich schon ab 40 Jahre dafür anmelden.
Wenn man an diesem Programm teilnimmt, werden alle zwei Jahre eine Mammographie und eine Ultraschalluntersuchung der Brust durchgeführt.
Sollten dabei Auffälligkeiten entdeckt werden, werden diese dann in einem spezialisierten Zentrum weiter abgeklärt.
Unabhängig von diesem Screening Programm hat jede Frau, die einen unklaren Tastbefund aufweist, jederzeit das Recht auf eine mammographische Untersuchung der Brust. Der Ansprechpartner dafür ist in der Regel der Hausarzt oder der Frauenarzt, der eine entsprechende Überweisung an ein qualifiziertes Röntgeninstitut ausstellt.
Was passiert, wenn ein verdächtiger Befund festgestellt wird?
Wenn bei der Vorsorgeuntersuchung ein verdächtiger oder unklarer Befund festgestellt wird, wird die Patientin an ein zertifiziertes Brustgesundheitszentrum zur weiteren Abklärung überwiesen.
Hier erfolgt eine Zweitbegutachtung der Bilder und für gewöhnlich eine neuerliche sonographische Untersuchung (Ultraschall) der Brust. Sollte sich der verdächtige Befund bestätigen, erfolgt eine bioptische Abklärung.
Das ist nichts, wovor Sie sich fürchten müssen!
Sie bekommen eine kleine lokale Betäubung und es wird aus dem suspekten Herd eine kleine Probe entnommen. Der Eingriff ist fast schmerzlos. Das so gewonnenen Material wird histologisch untersucht. Sie bekommen lediglich ein Pflaster an der Einstichstelle und können normalerweise am selben Tag ihren gewohnten Verpflichtungen nachgehen. Selten entsteht ein kleiner blauer Fleck.
Wenn es sich rausstellt, dass der Befund harmlos ist, ist mit diesem Eingriff alles zu Ende und Sie können beruhigt nach Hause gehen.
Sollte es sich leider doch um eine bösartige Veränderung handeln, wird in einem Brustgesundheitszentrum ein kompetentes und erfahrenes Team aus Chirurgen, Onkologen, Radiologen, Strahlentherapeuten und plastischen Chirurgen, die auf Brustkrebs spezialisiert sind, mit Ihrem Fall betraut und es wird die für Sie optimale Therapie festgelegt.
In jedem Fall hilft das rasche Aufsuchen eines Spezialzentrums der Patientin, schnell zu einer sicheren Diagnose und zu einem auf ihren speziellen Fall optimal abgestimmten Therapieplan zu kommen, sollte dieser notwendig sein.
Keinesfalls sollten Sie etwa aus Angst vor der Biopsie oder vor dem Ergebnis keine weitere Abklärung durchführen lassen. In den letzten Jahren sind bei der Behandlung von Brustkrebs große Fortschritte gemacht werden und die Prognose dieser Erkrankung hat sich extrem verbessert.
In diesem Sinne, bitte achten Sie auf sich.
Herzlichst,
Dr. Ilieva